Grundsätzliches
Die Schüler der Grundschule kommen häufig mit nur geringen Erfahrungen im Medienbereich an
die weiterführenden Schulen. Durch die Einführung von Ganztagsschulen mit offenen
Lernbereichen, dem vermehrten Zugang zum Internet, sowie der zunehmenden und früheren
Smartphone-Nutzung, reicht der herkömmliche Unterricht zur Schulung von Kompetenzen in
diesem Bereich nicht aus. Bisher wird versucht, Medienkompetenz und Jugendmedienschutz
über die klassischen Formen des Unterrichts zu vermitteln. Aufgrund unterschiedlicher Lebenswelten
und Erfahrungen in der Mediennutzung hat der Lehrer in diesem Bereich seine Vorbildfunktion
verloren. 13 bis 16-jährige, die sich in der Lebenswelt ihrer Mitschüler aufhalten und bereits
vielfältige Erfahrungen in diesem Bereich gemacht haben, sind hier die besseren Ansprechpartner
und Vermittler. Das Reflektieren und Aufarbeiten von eigenen positiven und negativen Erfahrungen
mit Medien und im Umgang mit Medien macht die MedienAgenten zu idealen Coaches.
In einem ersten Schritt bildet das KMZ mit seinen Mitarbeitern und externen Referenten Schüler
der Klassen 8, 9 und 10 (MedienAgenten), je nach Schulform, medienpädagogisch, aus. Zentrale
Themen sind Inhalte des Jugendmedienschutzes (Internet, Soziale Netzwerke, Handy- bzw.
Computernutzung, Cybermobbing, …). Die an zwei Tagen ausgebildeten MedienAgenten erstellen
ein Konzept, wie sie ohne Lehrer die für sie wichtigen Inhalte an die 5. bzw. 6 Klässler ihrer Schule
an einem Vormittag weitergeben (PeerCoaching-Methode). Pro fünfte oder sechste Klasse werden
vier MedienAgenten ausgebildet.
Bei der erstmaligen Umsetzung des Projektes an einer Schule fordern wir, dass ein Lehrer oder ein
Schulsozialarbeiter der Schule bei der 2-tägigen Ausbildung der 8./9. und 10. Klässler dabei ist. Im
Folgejahr kann auf bereits erfahrene MedienAgenten zurückgegriffen werden. Die neu
hinzukommenden MedienAgenten werden dann, gemeinsam von Lehrer bzw. Schulsozialarbeiter,
KMZ Referenten und älteren MedienAgenten, ausgebildet. Die Ausbildung wird dann sukzessive an
die Schule übergeben, so dass im dritten Jahr nur noch geringfügiger Bedarf an KMZ-Referenten
besteht. Pro Jahr findet mindestens ein jährliches gemeinsames Treffen mit den an der Ausbildung
beteiligten Referenten, Schulsozialarbeitern und Lehrern statt, um neue Themen einzubinden bzw.
zu evaluieren.
Bisherige Erfahrungen
Die Erfahrungen der ersten beiden Jahre haben sehr deutlich gezeigt, dass jüngere Schüler eher
bereit sind von ihren älteren Mitschülern, den MedienAgenten, vor allem in den sensiblen
Bereichen der sozialen und moralischen Kompetenzen, zu lernen und Ratschläge anzunehmen.
Durch die Ausbildung und die Rolle des Coaches erleben sich die MedienAgenten als hochgradig
kompetent, welche die Möglichkeit haben, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an jüngere Schüler
weiterzugeben. In der Gruppe sein eigenes Konzept zu entwerfen und dieses an einem Vormittag
selbstständig umzusetzen stärkt das Selbstbewusstsein erheblich. Der Schüler erlebt sich als selbst-
wirksam und über das Schuljahr hinweg als Ansprechpartner der Lehrer, Schulsozialarbeiter und
Mitschüler.
Das Projekt ist so konzipiert, dass Schüler der Klassen 5 und 6 mehrere Jahre später selbst die Rolle
des Coaches übernehmen können. Die Wissensaneignung im Medienbereich während dieser Zeit
fließt dann als neues, zusätzliches Wissen in die MedienAgentenausbildung mit ein. Die bis dahin
gemachten Erfahrungen der MedienAgenten plus das inzwischen hinzugekommene
Verantwortungsbewusstsein und die Schulung machen diese zu hoch kompetenten und akzeptierten
Vorbildern.
Das KMZ dient mit seinen Experten, den Medienpädagogen, als Ansprechpartner und Koordinator.
Inzwischen ist die Polizeiprävention und die Schulsozialarbeit der jeweiligen Schule mit in das
Projekt einbezogen. Vor allem die enge Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit hat sich als sehr
positiv erwiesen. Während Jugendliche, die bspw. Cybermobbing erfuhren, früher kaum den Weg
zu den Schulsozialarbeiter suchten, hat das MAUS-Projekt zu einer deutlich größeren Akzeptanz
der Schulsozialarbeit bei den Schülern geführt.
Durch die Umsetzung vor Ort, an der jeweiligen Schule, hat diese sehr großen Gestaltungsfreiraum
und kann bei Bedarf Unterstützung vom KMZ anfordern. Die bisherigen Erfahrungen haben
gezeigt, dass diese Kombination aus lokalen Ansprechpartner und Koordinator in Form des KMZ,
bei gleichzeitiger Gestaltungsfreiheit der Schulen Garant für die Nachhaltigkeit ist.
Erstmalig fand im Schuljahr 2014/15 eine zweitägige Veranstaltung mit MedienAgenten
verschiedener Schulen statt, an der sich diese kennenlernen, untereinander Erfahrungen austauschen
und eigene Ideen und Konzepte in das MAUS-Pojekt einbringen konnten.
Die über 300 ausgebildeten MedienAgenten und über 2000 gecoachten Schüler, sowie das Projekt
„Schüler coachen Eltern“, welches auf Wunsch der Eltern gecoachter Schüler der Klassen fünf und
sechs hervorging und die große Nachfrage bei dem Projekt „Schüler, Tablets und Senioren“
bestätigt die hohe Akzeptanz der MedienAgenten auch außerhalb der Schule.
2017
Biberacher "Maus"-Projekt erobert Luxemburg
Kreismedienzentrum etabliert Medienpräventionsangebot
an einer Schule im Ausland
Magnus Koch (links) und Hermann Schnirring vom Kreismedienzentrum
wissen , worauf es bei der Mediennutzung ankommt.
Foto: Daniel Häfele, Schwäbische Zeitung Biberach
Hier finden Sie den Bericht der Schwäbischen Zeitung vom 31.05.2017,
mit freundlicher Genehmigung von der © 2017 Schwäbisch Media Digital GmbH & Co.KG
Die Erfolgsstory des MAUS-Projektes setzt sich fort. Vertreter des Kreismedienzentrums Biberach
waren im Mai 2017 an das Lycée de Garçons in Luxemburg eingeladen, um dort das Projekt unter dem
Namen „PIER“ der Schule als auch den Landesvertretern im Bildungsbereich vorzustellen und
einmalig umzusetzen. Aufgrund der positiven Resonanz soll PIER nun flächendeckend an den
Schulen in Luxemburg eingesetzt werden.
Das große Interesse von Bildungsträgern am Messestand der diesjährigen Didacta 2017 in Stuttgart, an
dem das KMZ in Vertretung für den Landkreis das MAUS-Projekt vorstellte, unterstrich die
Notwendigkeit nachhaltiger Jugendmedienschutzprojekte.